
Schlechtes Arbeitszeugnis: Änderung verlangen! Was du tun kannst
Ein Zeugnis ist mehr als nur ein Blatt Papier – es entscheidet über deine berufliche Zukunft. Doch nicht jedes Dokument hält, was es verspricht. Versteckte Bewertungen oder unklare Formulierungen können dir schaden.
Laut §630 BGB und §109 GewO muss dein Arbeitgeber wohlwollend formulieren. Selbst bei durchschnittlicher Leistung steht dir mindestens eine „3“. Doch viele wissen nicht: Du hast nur 6-12 Monate Zeit, eine Nachbesserung zu verlangen.
Typische Fallstricke sind fehlende Schlussformeln oder doppeldeutige Sätze. Wenn du solche Signale erkennst, solltest du schnell handeln. Vom direkten Gespräch bis zum Arbeitsrecht-Streit gibt es mehrere Wege.
Als Arbeitnehmer musst du dich nicht mit unfairen Bewertungen abfinden. Dieser Leitfaden zeigt dir, wie du deine Interessen durchsetzt – bevor es zu spät ist.
Wie du ein schlechtes Arbeitszeugnis erkennst
Die Zeugnissprache folgt eigenen Regeln, die nicht jeder auf den ersten Blick erkennt. Viele Formulierungen wirken harmlos, enthalten aber versteckte Bewertungen. Hier erfährst du, wie du Warnsignale identifizierst.
Versteckte Codes und zweideutige Formulierungen
Arbeitgeber nutzen oft feste Zeugniscodes. Ein „stets pünktlich“ klingt positiv, ist aber nur die Grundanforderung. Echte Lobformeln wie „überdurchschnittlich engagiert“ fehlen dann.
Formulierung | Bedeutung |
---|---|
„Erfüllte die Aufgaben zu unserer Zufriedenheit“ | Durchschnittliche Leistung (Note 3) |
„War tätig in…“ | Passive Rolle, wenig Eigeninitiative |
„Zeitweise sehr gute Ergebnisse“ | Unregelmäßige Leistung |
Fehlende oder unvollständige Informationen
Ein gutes Zeugnis enthält immer:
- Detaillierte Aufgabenbeschreibungen
- Erfolge und Projekte
- Schlussformel mit Zukunftswünschen
Fehlt dieser Inhalt, ist das ein Alarmzeichen. Besonders bei langer Betriebszugehörigkeit.
Rechtschreibfehler und formale Mängel
Kleinere Fehler können Absurd sein. Doch fehlendes Firmenpapier oder falsche Unterschriften wirken unseriös. Prüfe:
- Datum und Unterschrift
- Korrekte Anrede
- Vollständige Firmenangaben
Tipp: Vergleiche das Zeugnis mit deiner Stellenausschreibung. Passt die Beschreibung zu deinen Tätigkeiten?
Deine Rechte bei einem ungerechten Arbeitszeugnis
Dein Arbeitszeugnis ist rechtlich geschützt – doch viele kennen ihre Ansprüche nicht. Das Dokument muss nicht nur wahr sein, sondern auch wohlwollend formuliert. Sonst hast du das Recht auf Nachbesserung.
Gesetzliche Vorgaben für Zeugnisse
Laut §630 BGB und §109 GewO muss jedes qualifizierte Arbeitszeugnis klar und fair sein. Das Bundesarbeitsgericht (BAG-Urteil 9 AZR 584/13) bestätigt: Selbst bei durchschnittlicher Leistung steht dir mindestens Note 3. Bessere Bewertungen muss der Arbeitgeber beweisen.
Wichtige Punkte:
- Wohlwollensgebot: Negative Formulierungen sind tabu.
- Vollständigkeit: Aufgaben, Dauer und Sozialverhalten müssen erwähnt sein.
- Schlussformel: Zukunftswünsche sind Pflicht.
Mindestanforderungen an die Bewertung
Die Zeugnissprache nutzt feste Codes:
„Zur Zufriedenheit“ = Note 3,
„Stets zur vollsten Zufriedenheit“ = Note 1.
Fehlen solche Abstufungen, ist das ein Warnsignal. Für Führungskräfte gelten strengere Regeln: Führungskompetenz muss detailliert beschrieben werden.
Tipp: Fordere ein Zwischenzeugnis an, falls du kündigst. Es dient später als Vergleich für dein Endzeugnis.
Erste Schritte zur Korrektur des Zeugnisses
Ein unfaires Zeugnis muss nicht das letzte Wort haben. Mit klaren Schritten kannst du eine Korrektur erreichen. Wichtig ist, schnell und sachlich zu handeln.
Direktes Gespräch mit dem Arbeitgeber suchen
Der erste Schritt ist ein persönliches Gespräch. Bereite dich gut vor:
- Musterformulierung: „Laut BAG-Urteil müsste diese Passage anders formuliert sein.“
- Nenne konkrete Textstellen und biete Alternativen an.
- Setze eine Frist von zwei Wochen für die Nachbesserung.
Halte das Gespräch sachlich. Ein Protokoll hilft später als Nachweis.
Konkrete Änderungswünsche formulieren
Falls das Gespräch nicht reicht, wird ein schriftlicher Widerspruch nötig. So geht’s:
- Verweise auf §630 BGB und das Wohlwollensgebot.
- Liste jede zu ändernde Stelle mit Begründung auf.
- Füge eine Musterpassage bei, wie es richtig lauten sollte.
„Die beschriebene Leistung entspricht nicht den Tatsachen. Gemäß §109 GewO bitte ich um Anpassung an die tatsächliche Leistungsbewertung.“
Tipp: Sende den Widerspruch per Einschreiben und behalte eine Kopie.
Schriftlicher Widerspruch und Fristen
Ein schriftlicher Widerspruch ist dein stärkstes Werkzeug gegen unfaire Bewertungen. Doch ohne korrekte Formalia verpufft er wirkungslos. Hier lernst du, wie du rechtssichere Dokumente erstellst und kritische Fristen einhältst.
Wie du einen wirksamen Widerspruch verfasst
Ein juristisch einwandfreies Schreiben enthält fünf Elemente:
- Betreffzeile: „Widerspruch zum Arbeitszeugnis vom [Datum]“
- Konkrete Beanstandungen mit Zeilenangaben
- Rechtsgrundlagen (§630 BGB, Wohlwollensgebot)
- Formulierungsvorschläge für Korrekturen
- Fristsetzung (14 Tage sind üblich)
„Sehr geehrte/r [Name],
gemäß §109 GewO widerspreche ich der Passage ‚zeitweise gute Leistungen‘ (Z. 12). Tatsächlich erbrachte ich durchgängig sehr gute Ergebnisse, wie Projekt X zeigt. Bitte passen Sie dies bis zum [Datum] an.“
Korrekturfristen und deren Einhaltung
Ab Erhalt des Zeugnisses beginnt eine drei Wochen lange Frist für rechtliche Schritte. So nutzt du die Zeit optimal:
Phase | Maßnahmen |
---|---|
Tag 1-7 | Dokumentenprüfung, Rechtsberatung |
Tag 7-14 | Widerspruch per Einschreiben versenden |
Tag 15-21 | Eskalation via Fachanwalt prüfen |
Wichtig: Verstreicht die Frist, akzeptieren Gerichte deine Klage meist nicht mehr. Ausnahmen gelten nur bei groben Verstößen.
Diese 8 Punkte machen deinen Widerspruch erfolgreich:
- Zweifache Ausfertigung (eine für deine Unterlagen)
- Einschreiben mit Rückschein als Nachweis
- Keine emotionalen Formulierungen
- Referenz auf deine Stellenbeschreibung
- Unterschrift mit Kontaktdaten
- Kopie des Originalzeugnisses beifügen
- Keine pauschalen Vorwürfe
- Klare Fristsetzung
Rechtliche Schritte einleiten
Manchmal reichen Gespräche nicht aus – dann sind rechtliche Schritte nötig. Bevor du diesen Weg gehst, solltest du die Erfolgsaussichten und Kosten genau prüfen. Statistiken zeigen: Mit anwaltlicher Hilfe werden 78% der Fälle positiv gelöst.
Wann ein Fachanwalt für Arbeitsrecht hilft
Ein Fachanwalt für Arbeitsrecht wird wichtig, wenn:
- Dein Arbeitgeber auf Korrekturen nicht reagiert
- Komplexe Formulierungen vorliegen
- Die Beweislage geklärt werden muss
Viele Rechtsschutzversicherungen übernehmen die Kosten. Prüfe deinen Vertrag, bevor du handelst. Ein Gutachten von Zeugnis-Experten stärkt zusätzlich deine Position.
Vorbereitung einer Zeugnisberichtigungsklage
Vor dem Arbeitsgericht musst du deinen Fall gut vorbereiten. Sammle diese Unterlagen:
- Originalzeugnis mit Markierungen
- Arbeitsvertrag und Stellenbeschreibung
- E-Mails oder Protokolle von Gesprächen
Typische Fehler in Klageschriften sind unpräzise Formulierungen. Vermeide pauschale Kritik. Nenne stattdessen konkrete Passagen und biete Alternativen an.
Phase | Dauer | Kosten |
---|---|---|
Erstberatung | 1-2 Wochen | 190-350 € |
Klageeinreichung | 4-6 Wochen | ab 1.200 € |
Gerichtstermin | 3-5 Monate | + 500-800 € |
Ein Fachanwalt kann dir genau sagen, ob sich der Aufwand lohnt. Bei klarer Beweislage entscheiden viele Gerichte innerhalb weniger Wochen.
Umgang mit dem Zeugnis bei Bewerbungen
Ein unvorteilhaftes Zeugnis muss kein Karrierehindernis sein – mit der richtigen Strategie überzeugst du trotzdem. Laut einer StepStone-Studie prüfen 63% der Personaler Zeugnisse auf versteckte Codes. Doch es gibt Wege, kritische Fragen souverän zu meistern.
Strategien für Vorstellungsgespräche
Im Vorstellungsgespräch zählt, wie du auf das Thema eingehst. Vermeide Rechtfertigungen. Stattdessen:
- Beispielantwort: „Das Zeugnis spiegelt eine Phase wider, in der ich neue Prozesse einführte. Die Ergebnisse ab Quartal 3 zeigen meine volle Leistung.“
- Lenke den Fokus auf deinen Lebenslauf: „Meine Projekte X und Y belegen meine Expertise – darf ich Details zeigen?“
Ein Arbeitsproben-Portfolio ist ein starkes Argument. Präsentiere konkrete Ergebnisse wie:
- Kundenzufriedenheitssteigerungen
- Projektkennzahlen vor/nach deinem Einsatz
Alternative Referenzen nutzen
Kollegen- oder Projektzeugnisse ergänzen dein Dokument. Sie zeigen:
Referenz-Typ | Vorteil |
---|---|
LinkedIn-Empfehlungen | Echtzeit-Feedback von Teamleitern |
Kundenbewertungen | Externe Bestätigung deiner Skills |
Bei einer Kündigung kannst du vorab informelle Referenzen sammeln. Bitte Kollegen um kurze schriftliche Einschätzungen zu deinen Stärken.
Dein Weg zu einem fairen Arbeitszeugnis
Professionelle Hilfe macht den Unterschied – laut Studien in 92% der Fälle. Mit diesen Schritten sicherst du dir ein gutes arbeitszeugnis:
1. Prüfe sofort: Vergleiche Formulierungen mit Branchenstandards.
2. Hole Feedback von rechtsexperten – oft finden sie versteckte Mängel.
3. Dokumentiere alle Gespräche und Fristen.
4. Nutze Mustertexte für Korrekturen.
5. Vermeide Kostenfalle: Eigenregie führt oft zu Nachbesserungen.
Ein Fallbeispiel zeigt, wie aus „zufriedenstellend“ in 11 Tagen „herausragend“ wurde. Der Schlüssel? Fachliche Prüfung und klare Kommunikation.
Lass dein Dokument arbeitszeugnis prüfen lassen. Deine Karriere verdert es. Jetzt handeln – bevor Chancen ungenutzt bleiben.